Mangold und andere Leckereien
Darf ich vorstellen? Beta vulgaris. Obwohl, in diesem Fall wirft der botanische
Begriff eher Vierländer Morgennebel, denn zur Art Beta vulgaris gehören Futter-
und Zuckerrübe, Rote Bete und Mangold. Sie stammen allesamt vom See-
Mangold, auch Wilde Rübe genannt, der an Küsten Westasiens, Westeuropas und
des Mittelmeeres wächst. Apropos Mittelmeer: Die gute alte italienische Küche
wimmelt von Mangold-Rezepten, mein Hit ist das Omelette nach Marieluise
Christl-Licosa, die Rezepte von neapolitanischen Fischern, piemontesischen
Bergbauern, und städtischen Köchinnen gesammelt hat. Außer Mangold, eine
Viertelstunde gekocht und abgetropft, gehören Weißbrot, Knoblauch, sechs Eier
auf ein Kilo Gemüse, Majoran, Salz, Pfeffer, Parmesan hinein.
Nun zum Gärtnerischen. Rote Bete sei fast dieselbe Pflanze wie Mangold, erklärt
Jakob. Das eine Gewächs erzeugt mehr Blätter, das andere mehr Speicherorgan,
also Verdickung von Wurzel und Spross, nämlich Rübe. „Einfach, unempfindlich
und gut für die Fruchtfolge“ sei der Mangold. Und wenn etwas gut für die
Fruchtfolge ist, ist es gut für uns alle, denn der Fruchtwechsel bei der SoLaWi
führt dazu, dass nacheinander angebaute unterschiedliche Pflanzen, auch
nacheinander unterschiedliche Nährstoffe auf- oder abbauen.
Eine sinnvolle Fruchtfolge mit möglichst vielen Pflanzenfamilien erhöht den Humusgehalt
des Bodens, füttert also das lebenserhaltende Reich der Bodenorganismen, sie
vermindert Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall. Die Beikräuter können sich
nicht so ausbreiten, die Bodenfruchtbarkeit wird erneuert und erhalten.
Da habt ihrs. Voll nachhaltig.
Jakob brät übrigens Mangold in Streifen an mit Öl und Knoblauch und isst ihn mit
Pasta. Basta.
Andrea kennt ein interessantes Konservierungs-Rezept für die
Mangold-Schwemme: Einfach die Stengel in ein Deckelglas mit Wasser werfen
und dieses kalt stellen und immer wieder mal wechseln, auch mal schütteln.
Außerdem mag sie in Zwiebeln angeschwitzten Mangold mit Tomatensauce und
Mangold-Kartoffel-Auflauf. Kristina schmeckt besonders die gelbe Sorte Pirol als
Mangoldlasagne mit Pilzen. Wolfgang kocht Mangold mit Zwiebeln und gibt
Creme fraiche und Kräuter dazu, das schmecke auch kalt, sagt er. Inga liebt die
Mangold-Quiche „mit Blauschimmelkäse drüber“.
Die Pflanze enthält außerordentlich viel Vitamin K, da halten wir mal inne: Dieses
K kommt von Koagulation, dem Fachwort fürs Gerinnen, die K-Vitamine
regulieren die Blutgerinnung zum Wohle der Mangold-Esser*innen. Ihre
Fruchtfarbstoffe bilden eine bunte Mischung. Sind die dunkelgrün glänzenden
Blätter erinnern an Spinat, der wie Mangold zur Familie der
Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae) gehört. Die Rippen haben eine feine
Farbenvielfalt von Weiß über Knallgelb und Orange bis Dunkelrot. Aus der
Mangoldwurzel lässt sich übrigens durch Auskochen Zucker gewinnen. Werde es
probieren und mal einen Mangoldpudding servieren.
Charlotte (Donnerstag, 16 September 2021 11:30)
Liebe Vera, vielen Dank für deine Würdigung des herrlichen Mangolds, den ich sehr liebe. Tolle Info, dass er mit der Roten Bete verwandt ist, die mag ich genauso gern. Auch schön zu lesen, was für leckere Sachen ihr alle so draus macht. Dann freue ich mich schon auf eine reiche Ernte! Liebe Grüße