Neues vom Acker KW 12

Liebe Solawistas,

jetzt hat auch auf den Freilandflächen die neue Saison begonnen. Auf den kleinen sandigeren
Flächen rund um die Gewächshäuser, die so trocken sind, dass man sie bearbeiten kann, haben wir
in den vergangenen Tagen fleißig gesät und gepflanzt. Praktischerweise zum großen Teil im Regen,
so wurden die Pflänzchen gleich angegossen.

Es keinen nun also dicke Bohnen und die Sommermöhren, und frisch gepflanzt wedeln Brokkoli,
Blumenkohl, Spitzkohl, Kohlrabi, Mangold, Spinat und Fenchel mit ihren Blättern in der
Frühlingsluft. Das heißt, richtig wedeln können sie im Moment noch nicht – wegen der vor allem
nachts noch recht kühlen Temperaturen und eventueller Hasenbesuche sind die Pflänzchen mit
großen Vliesen abgedeckt. Die halten Temperatur und Feuchtigkeit, lassen aber Licht und Wasser
durch. Gerade im Frühjahr wichtige Hilfsmittel für uns!

Die Kohlpflanzen werden übrigens begleitet von kleinen Kornblumen, die die passenden Nützlinge
und Bestäuber ins Beet locken sollen, wenn sie dann mal blühen. Schnittlauch, Lauchzwiebeln und
Kopfsalat kommen die Tage auch noch in die Erde.
In den Gewächshäusern räumen dann so langsam die letzten Wintergäste wie zum Beispiel der
Postelein das Feld. In sechs Wochen etwa wollen wir hier die ersten Tomaten pflanzen.
Stichwort Kornblumen: Wir säen auch noch einige andere blühende einheimische Pflanzen aus,
zum Teil auf Blühstreifen zwischen den Beeten (das aber erst ab Mai), zum Teil als Voranzucht im
geheizten Anzuchtsraum. Diese Blümchen werden dann mit den Tomaten, Paprika, Gurken etc. in
die Gewächshäuser gepflanzt, um auch hier, schon bevor die Gemüsepflanzen selbst Blüten
ausgebildet haben, den Nützlingen und Bestäubern zu signalisieren, dass es sich für sie lohnt, ins
Gewächshaus zu fliegen.

Aber es gibt auch noch einen anderen Grund:
Im Gewächshaus herrschen durch die höheren Temperaturen, die geringere Durchlüftung und (je
nach Bewässerung) höhere Luftfeuchtigkeit besondere Bedingungen, und wir ziehen dort Pflanzen,
die draußen nicht unbedingt in unseren Breiten bei unseren Bedingungen klarkämen. Deswegen
sind diese Pflanzen anfällig für Schädlingsbefall, Blattläuse, Spinnmilben, Weiße Fliege etc.
Damit diese nicht überhand nehmen, setzen wir die gesamte Sommersaison über immer wieder
Nützlinge in den Gewächshäusern aus, also zum Beispiel verschiedene Schlupfwespenarten gegen
Blattläuse und Raubmilben gegen Spinnmilben. Die Nützlinge kommen im besten Fall schon ins
Haus, bevor überhaupt viele Schädlinge da sind. So brauchen wir keine oder doch wirklich sehr
sehr wenige und auch erst sehr spät, Pflanzenschutzmittel (für Bioanbau zugelassen natürlich)
einzusetzen.

Je natürlicher der Bewuchs im Gewächshaus (Bodenbegrünung, blühende Pflanzen), desto besser
kann sich dort ein Schädlings-Nützlings-Gleichgewicht einpendeln. Die Blüten dienen dann zum
Beispiel manchen Nützlingen als Nahrung, weil nur die Larven andere Insekten fressen. Und
Raubmilben sind nicht so gut zu Fuß. Wenn sie von einer Pflanze zur anderen über nackte Erde
laufen müssten, ist ihnen das zu anstrengend. Können sie aber über feuchteres Grünzeug spazieren,
machen sie das auch und können so auch Spinnmilben erreichen, die nicht auf dem Blatt wohnen,
wo wir Raubmilben geschlüpft sind. Abgesehen davon, dass sie auch von Blatt zu Blatt spazieren
könnten, aber anscheinend reisen einige auch gern über den festen Erdboden. So haben wir das
zumindest mal in einer Fortbildung gelernt.

Punkt ist: Blühpflanzen sind eine feine Sache, und sich von der Natur helfen zu lassen, indem man
sie imitiert und/oder ihr eine Chance gibt, einigermaßen zu machen, wie es ursprünglich vorgesehen
ist, auch.

Habt eine schöne Restwoche!
Kristina

4 Kommentare zu „Neues vom Acker KW 12“

  1. Danke, Kristina! Es macht richtig Spaß, deine Artikel zu lesen, es blüht mir dabei „auch das Herz auf“ und man kann immer wieder Neues über die Natur und das Gärtnern erfahren.

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