Ein Drama in 3 Akten, aber mit gutem Ausgang – denke ich.
Akt 1 – Exposition
Auftritt: der geschätzte Biolandberater und drei lernwillige GärtnerInnen. Die GärtnerInnen machen Notizen während sie erfahren, dass die ihre Tomaten etwas zu verhungert aussehen. 20 cm unterhalb des Kopfes sollte die Sproßachse noch fingerdick sein, wenn die Pflanze wohlgenährt ist. Die GärtnerInnen zeigen Verwunderung, haben sie doch ihre Lieblingssorte Ruthjie zu Beginn der Saison „mastig“ wachsen sehen: Wenig Streckung der Sproßachse, dadurch sehr dichtes Wachstum, ungewöhnlich große Früchte. Die Sorte ist auf magerem Sandstandort gezüchtet und zeigt bei viel Dünger diesen Wuchs. Die GärtnerInnen erfuhren weiterhin vom Vorbewirtschafter, dass der Folientunnel so gut vorgedüngt war, dass sie sich das Düngen hätten sparen können. Und nun das! Dünne, hungrige Tomatenpflänzchen.
Der Berater rät zur Nachdüngung mit Flüssigdünger.
Abgang Berater. Auftritt Gärtnerin mit Gießkanne und Flüssigdünger. Der Dünger wird verteilt und die Gärtnerin wühlt nachdenklich im Mulch, der unter den Pflanzen verteilt ist. Der Boden ist sehr trocken. Die GärtnerInnen wissen, dass die Tomatenpflanzen hier in Vierlanden Ende Juli/Anfang August mit ihren Wurzeln das Grundwasser erreicht haben und nicht mehr beregnet werden müssen. Weil die GärtnerInnen das auch nicht getan haben, sehen die Pflanzen noch gesund aus, haben keine Krautfäule. Aber nicht nur der Phytophtera-Pilz braucht Wasser zum Leben. Auch die nützlichen Mikroorganismen, die den Mulch in Nährstoffe verwandeln und auch tiefer im Boden Nährstoffe zur Verfügung stellen. Die GärtnerInnen kombinieren scharf: Die Tomaten brauchen nun doch einmal etwas Wasser, damit die Nährstoffe verfügbar werden.
Akt 2 – Zuspitzung
Die GärtnerInnen beregnen die Tomaten an einem sonnigen Vormittag, in der Hoffnung, dass die Blätter schnell wieder abtrocknen und dem Krautfäule-Pilz Phytophtera keine Gelegenheit zur Fortpflanzung geboten wird.
Funkspruch Gärtnerin Caro: „Wir haben ein Problem bei den Tomaten.“ Vier entsetzte GärtnerInnen stehen vor den am Boden liegenden Tomaten. Die Erdanker sind aus dem Boden gezogen, der Draht ist gerissen, die Ständer sind umgekippt und verbogen. 2 der 6 Reihen auf den 60 m des Folientunnels sind betroffen. Die GärtnerInnen schauen die Tomaten an, schauen einander an, drehen sich um und gehen im Gänsemarsch ab. Zwischenvorhang. Eine Gärtnerin bringt Eis. Die Situation wird analysiert. Die Pflanzen haben Wasser aufgenommen, sind schwerer geworden. Zusätzlich ist der Boden durch die Beregnung aufgeweicht in dem die Erdanker steckten.
GärtnerInnen treten im Gänsemarsch wieder auf und beginnen, die Drähte aus den Schlaufen zu ziehen, die Ständer auszutauschen, aufzurichten, mehr Erdanker einzudrehen, Draht neu und über kürzere Strecken zu spannen und schließlich die Tomaten wieder aufzuhängen. Die Katastrophe scheint ge-managed. 17:00, die GärtnerInnen sind bei 27°C Außen- und ??°C Innen-Temperatur durchgekocht. Sie lauschen als sie den Draht knarzen hören. Einen Moment später sehen sie ihre Konstruktion erneut zusammenkrachen.
Die GärtnerInnen wechseln Blicke. Und treten im Gänsemarsch ab.
Akt 3 – Die Katharsis
Eine neue Gruppe aus den bekannten GärtnerInnen und herbeigeeilten HelferInnen macht sich wieder ans Werk. Wieder werden Drähte gezogen, noch mehr Erdanker gesetzt, der Draht über noch kürzere Strecken neu gespannt, und die Pflanzen wieder aufgehängt. Am Boden liegen einige, aber gar nicht so viele, grüne Tomaten. Die Gärtner schauen verwundert auf die Pflanzen. Was die alles aushalten.
Das Drama erstreckte sich über einen Nach- und einen Vormittag. Die Besetzung hatte vor und nach dem Stück noch weitere Auftritte beim hacken, pflanzen, beregnen, jäten, Anträge schreiben und war somit nicht für die Premierenfeier verfügbar. Außerdem sieht sie von weiteren Aufführen ab und bittet um Verständnis. Viele Grüße von Inga
Was Ihr alles aushaltet!!! Danke für’s Schwitzen mit den Tomaten – sie sind wieder sooo lecker!!
Liebe Grüße,
Kirstin
1000 Dank an Euch Gärtnys für alles, was Ihr Tagein Tagaus auf dem Acker leistet!!!
Und besonderen Dank an Dich, Inga, dass Du Dir die Zeit für diese sehr anschauliche Beschreibung genommen hast! 🙂
Ich finde es toll das ihr diese Erfahrung machen müsst hättet ihr auf meinen Tipp mit den Tausend Liter Kanistern gehört währe es nicht passiert. Gruß Wolfgang