Herausforderungen meistern: Solidarität in der Herbsternte

Die Herbsternte ist aufgrund von Kohlhernie, nassem Wetter und Schnecken stark beeinträchtigt. Keine Versorgung gibt es bei Rotkohl, Weißkohl, Rosenkohl, Superschmelz, Wirsing und Steckrübe. Gut versorgt sind wir mit Porree, Knollensellerie, Grünkohl und schwarzem Rettich. Möhren, Rote Bete und Kürbisse sind in geringerer Menge vorhanden als geplant.

Um ein wenig für den Ausfall zu kompensieren, haben wir Chinakohl gepflanzt, sowie mehr Blattsalate und Blattkohl im Gewächshaus. Dennoch wird es nicht ausreichen. Bitte stellt euch auf mögliche Einschränkungen ein.

In diesen Zeiten ist eure Solidarität besonders gefragt. Lasst uns daran erinnern, dass SoLawi bedeutet, sowohl die Ernte als auch die Risiken zusammen zu tragen. Gemeinsam können wir diese Herausforderungen meistern. Vielen Dank, dass ihr Teil unserer Gemeinschaft seid.

Unsere Gärtnerin Inga erklärt, wie es dazu kam…

(Diesen Text gibt es auch in Einfacher Sprache.)

Wie ihr wisst, wirtschaften wir seit dieser Saison auch auf einem neuen Standort – wir haben große Hoffnungen damit verbunden und euch ja auch viel und begeistert davon erzählt, dass wir nun einen sandigen Boden haben. Was wir nicht wussten, ist, dass auf einem Teil der Fläche eine Kohlkrankheit stark verbreitet ist – die Kohlhernie. Und zwar ausgerechnet auf dem Teil der Fläche besonders stark, auf dem wir euren Lagerkohl angebaut haben.

Doch erst noch mal einen Schritt zurück. Ihr wisst, es ist unser Ziel, euch auch im Winter mit Gemüse zu versorgen, weil wir glauben, dass regionale Versorgung in jeder Saison möglich sein muss. Frisches von weit weg im Winter ist für uns keine Lösung.

Traditionelle Herangehensweise und Herausforderungen

Bisher war unsere Herangehensweise die traditionellen Sattmacher anzubauen, einzulagern und dann nach und nach an euch zu verteilen. Zu diesen gehören Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, Lager-Kohlrabi, Möhren, Rote Bete, Knollensellerie, eingeschränkt auch schwarzer Rettich – Kartoffeln hatten wir bisher nicht im Repertoire, weil wir nur sehr schweren Boden hatte. Das ist jetzt mit dem neuen Acker anders und wir tasten uns ran. Vom Feld kommt außerdem Porree, Grünkohl, Rosenkohl.

Kohlhernie und Schädlinge

Die Liste liest sich sehr Kohl-lastig, und damit komme ich zum Problem. Wenn mensch viel Kohl anbaut, dann ist natürlich auch das Risiko groß, dass Schädlinge, die sich auf Kohl spezialisieren, einen großen Teil der Ernte befallen. Und da unser Kohl-lastiger Acker nur das Muster im Kleinen widerspiegelt, welches sich aufgrund der Kohl-lastigen Ernährungsgewohnheiten seit langer Zeit überall bei uns findet, gibt es auch eine ganze Menge und Vielfalt dieser auf Kohl spezialisierten Organismen – die für uns zu Schädlingen werden, da wir gerne den unversehrten Kohl ernten wollen.

Kohlhernie und ihre Auswirkungen

Dieser Umstand führt nun zu dem Problem, das wir dieses Jahr haben. Der aufmerksamen Leserin der Ackerpost wird es nicht entgangen sein: Uns ist der Kohl übern Deister gegangen. Auf dem Gewissen haben unseren Kohl Einzeller, die die Wurzeln befallen, diese sich geschwürartig verdicken lassen, die Leitungsbahnen zerstören und somit die Wasser- und Nährstoffaufnahme be- oder verhindern. Die Krankheit nennt sich Kohlhernie. Das Ergebnis ist ein kümmerlicher Wuchs, die Pflanzen bilden keine Köpfe, Knollen, oder was man sonst von ihnen wünscht und gewohnt ist. Dagegen tun kann man einiges – wir sind gerade dabei, einen Plan zu entwickeln, dem wir die nächsten Jahre folgen werden (müssen). Mehr dazu erzählen wir Euch Ende November/Anfang Dezember.

Betroffene Gemüsesorten und ihre Alternativen

Bei uns waren dieses Jahr von der Kohlhernie betroffen und sind komplett ausgefallen: Rosenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Superschmelz, Wirsing Steckrübe. Den Schwarzen Rettich und Grünkohl baut man erst später an, da hatten wir den Befall bei den übrigen schon festgestellt und haben beides dann woanders angebaut: Schwarzen Rettich und Grünkohl wird es also diesen Winter geben. Außerdem gut geworden sind Porree und Knollensellerie.

Weitere Herausforderungen bei Kürbissen, Roter Bete und Möhren

Drei weitere Sorgenkinder sind die Kürbisse, die Rote Bete und die Möhren. Bei den ersten beiden wissen wir schon, dass die Ernte geringer ausgefallen ist, bei letzterer befürchte ich es. Im Einzelnen: Die Kürbisse sind ihrer wenige und klein geblieben – warum? Kürbisse brauchen warmen Boden zum Keimen. Deswegen sät man sie Ende Mai. Wir hatten ein verhältnismäßig kühles und nasses Frühjahr, was eine schlechte Auflaufrate der direkt in den Boden gesäten Kürbisse zur Folge hatte.

Exkurs: Anbaustrategien und Lösungen

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass nur der Hokkaido gut aufläuft, wenn wir ihn direkt säen, die anderen Kürbisse ziehen wir in Töpfen vor und pflanzen sie dann. Da wir Sorge hatten, dass unter den rauhen Bedingungen des Ackers nicht alle durchkommen, haben wir vorsorglich mehr Jungpflanzen vorgezogen. Das machen wir immer, aber beim Kürbis noch mal extra. Aber irgendwann sind auch die Extra-Jungpflanzen alle. Dieses nasse Wetter förderte die Populaltionsentwicklung der Schnecken. Ich weiß nicht, ob ihr schon davon gehört habt – aber es war wohl DAS Schnecken-Jahr. Alle GärtnerInnen rings um sagten, so schlimm war es noch nie. Schnecken mögen Gemüsejungpflanzen. Besonders Kürbis. Wir arbeiten mit Schneckenkorn, das im Bioanbau zugelassen ist. Aber gegen eine etablierte Population kommt man kaum an.

Auswirkungen von Wetter und Bodenbedingungen

Das nasse Wetter in Kombination mit dem schweren Boden (wir bauten die Kürbisse auf Mattens Acker an, was aus Gründen notwendig war, die ich gern an anderer Stelle erkläre) bringt weitere Umstände mit sich: Den nassen Boden kann man nicht wirksam bearbeiten. Eigentlich würde man zwischen den Kürbisreihen fräsen, um Beikraut zu stören und Schneckengelege zu zerstören. Wenn der Boden klumpt und klebt, hat das keine Wirkung. Auch das Hacken in der Reihe zwischen den Pflanzen überleben bei nassem, klebrigen Boden viele der Beikrautpflanzen. Der Effekt: Der Kürbisbestand verkrautet und die Schnecken machen munter weiter mit ihrem Werk. Es wurden also ca 70% der Kürbisse gefressen und der Rest musste um Licht, Wasser und Nährstoffe mit zu viel Beikraut konkurrieren.

Zukünftige Anbaustrategien

Was könnten wir hier in Zukunft anders machen? Vielleicht in Zukunft nicht mehr direkt säen, sondern nur noch pflanzen. Das hat den Vorteil, (1) dass man zu einem späteren – hoffentlich trockeneren – Zeitpunkt pflanzt, also effektiver hacken kann. Außerdem, (2) dass man den Boden vorher mehrfach flächig bearbeiten kann, um so die Schneckengelege zu killen und den Beikrautdruck zu reduzieren. Weiterhin (3) geht man dem Risiko einer schlechten Auflaufrate wegen zu niedriger Bodentemperaturen aus dem Weg. Nachteil ist: Viele Jungpflanzen, viel Arbeit. Aber so wie dieses Jahr will man es ja auch nicht: Viel Arbeit, wenige und kleine Kürbisse.

Möhrenchallenges und Bewältigungsstrategien

Was ist mit den Möhren? Die stehen doch ganz gut da? Ja, das tun sie – aber ca die Hälfte wird nicht die lagerfähige Größe erreicht haben. Der Grund hierfür ist, dass wir in mehreren Etappen neu säen mussten, die letzten Saaten dann schon nach Ende der Aussaatperiode, in der man bleiben sollte, damit die Möhren sich in der Vegetationszeit noch richtig ausbilden können. Warum mussten wir mehrfach neu säen? Wieder das nasse Frühjahr. Direkt nach der ersten Aussaat hat es so kräftig geregnet, dass die Bodenoberfläche verschlämmt und dann durch darauf folgenden Sonnenschein fest verbacken war, und die sehr zarten Möhrenkeimlinge nicht überall durchbrechen konnten.

Schnecken und langsame Jugendentwicklung

Ach so, und dann waren da natürlich auch noch die Schnecken. Ihr wisst Bescheid. Erschwerend kommt bei den Möhren ihre langsame Jugendentwicklung hinzu – man weiß erst nach ca 14 Tagen, ob die Ausaat gelungen ist. Wir beobachteten also, wo genug Möhre aufgelaufen war, dass es sich lohnte, zu jäten. Wir frästen die restlichen Beete und säten erneut. Der Spaß wiederholte sich noch einmal und so kamen die letzten Möhren erst Mitte Juli ins Beet. Damit eine Möhre lagerfähig ist, muss die äußere Schicht gut ausgebildet sein, und sie muss ausreichend Strukturelemente ausgebildet haben, sonst haben Pilze und Bakterien leichtes Spiel. Außerdem ist eine gewisse Größe von Vorteil, da die Möhren im Lager immer Wasser verlieren. Je größer, desto günstiger das Verhältnis zwischen Oberfläche von der sie verdunsten zu Volumen aus dem sie verdunsten. Also: Möhren unterschiedlicher, viele wahrscheinlich von eher geringerer Lagerfähigkeit. Da später gesät und kleiner auch insgesamt geringerer Ertrag, als geplant.

Rote Bete Herausforderungen

Die Gründe dafür, dass die Rote Bete weniger Ertrag gegeben hat, als wir erwartet haben, liegen eher bei uns GärtnerInnen. Der sandige Boden auf dem Sannmann Acker hat viele Vorteile bzgl. Der Bearbeitbarkeit. Allerdings hält er weniger Nährstoffe bereit, als der lehmig-tonige Boden auf Mattens Acker. Dort sind auch die eng stehenden Beten groß geworden. Wir hätten sie auf dem Sannmann Acker stärker vereinzeln müssen, damit sie größer werden und eventuell auch stärker düngen müssen. An einen neuen Boden muss man sich doch herantasten…

Maßnahmen zur Kompensation

Als uns im Sommer klar wurde, dass die Winter-Versorgung schlecht ausfallen wird, haben wir Plänge geschmiedet und umgesetzt, um ein wenig dafür zu kompensieren: Wir haben uns nicht nur zunutze gemacht, dass wir diesen Winter aufgrund der Folientunnel auf dem neuen Acker um einiges mehr Gewächshausfläche haben, sondern haben auch noch schnell schnellwachsenden Chinakohl gepflanzt. Und zwar allen, dessen wir habhaft werden konnten: Zum einen selbst aus Samen vorgezogen, zum anderen von unserem Jungpflanzenlieferanten bestellt und von diesem schließlich noch den Überhang aufgekauft. Aus den Gewächhäusern soll es dann diesen Winter viel Frisches geben. Hauptsächlich Blattsalate, Blattkohl, und ….lasst euch überraschen.

Fazit:

  • Keine Versorgung: Weißkohl, Rotkohl, Spitzkohl, Rosenkohl, Superschmelz, Wirsing, Steckrübe.
  • Gute Versorgung: Porree, Knollensellerie, Grünkohl, schwarzer Rettich
  • Geringere Versorgung: Möhren, Rote Bete, Kürbisse
  • Zusätzlich: Mehr Blattsalate und Blattkohl aus dem Gewächshaus und Chinakohl im Herbst

Erklärung in einfacher Sprache

Wir haben einen neuen Ort zum Arbeiten.
Wir haben viel Hoffnung in den neuen Ort gesteckt.
Wir haben euch erzählt, dass wir einen sandigen Boden haben.
Aber es gibt ein Problem.
Eine Krankheit ist auf einem Teil der Fläche stark verbreitet.
Die Krankheit heißt Kohlhernie.
Sie ist besonders stark auf dem Teil der Fläche, auf dem wir euren Lagerkohl angebaut haben.

Wir wollen euch auch im Winter mit Gemüse versorgen.
Wir glauben, dass das wichtig ist.
Wir wollen kein frisches Gemüse von weit weg im Winter kaufen.
Unser üblicher Plan ist:
Wir bauen traditionelles Gemüse zum Lagern an.

Und dann geben wir es nach und nach an euch weiter.
Zum Beispiel: Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, Lager-Kohlrabi, Möhren, Rote Bete, Knollensellerie, und schwarzer Rettich.
Aber dieses Jahr haben wir ein Problem.

Wir bauen viel Kohl an.
Aber wenn man viel Kohl anbaut, dann kann es sein, dass Schädlinge den Kohl befallen.
Diese Schädlinge spezialisieren sich auf Kohl.
Und die Schädlinge zerstören den Kohl.
Das ist unser Problem dieses Jahr.

Der Kohl ist krank geworden.
Die Krankheit heißt Kohlhernie.
Einzeller befallen die Wurzeln des Kohls und lassen diese geschwürartig verdicken.
Die Leitungsbahnen der Pflanze werden zerstört und die Wasser- und Nährstoffaufnahme wird gestört.
Die Pflanzen wachsen nicht gut und bilden keine Köpfe oder Knollen.
Wir arbeiten gerade an einem Plan um das Problem zu lösen.
Ich erkläre mehr dazu am Ende von November oder am Anfang von Dezember.

Dieses Jahr hat die Kohlhernie Rosenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Superschmelz, Wirsing und Steckrüben betroffen.
Sie sind alle kaputt gegangen.
Aber wir haben den schwarzen Rettich und Grünkohl woanders angebaut.
Deswegen gibt es diesen Winter schwarzen Rettich und Grünkohl.
Und der Porree und der Knollensellerie sind auch gut gewachsen.

Aber wir haben noch mehr Probleme.
Die Kürbisse, die Rote Bete und die Möhren haben Probleme.
Die Kürbisse sind wenig und klein geworden.
Das liegt am Wetter.
Es war kalt und nass im Frühjahr.
Deswegen sind die Kürbisse nicht gut gewachsen.

Das nasse Wetter hat auch viele Schnecken angelockt.
Die Schnecken fressen das Gemüse.
Wir haben versucht, die Schnecken mit Schneckenkorn zu bekämpfen.
Aber das hat nicht gut geklappt.

Die Möhren sehen gut aus.
Aber viele werden nicht groß genug zum Lagern.
Das liegt daran, dass wir mehrfach neu säen mussten.
Das nasse Frühjahr hat die Aussaat gestört.
Und die Schnecken haben auch die Möhren gefressen.

Die Rote Bete hat weniger Ertrag gegeben, als wir erwartet haben.
Das liegt an uns.
Der sandige Boden hat weniger Nährstoffe.
Wir hätten die Rote Bete Pflanzen bei dem mageren Boden ausdünnen müssen.

Als wir im Sommer gemerkt haben, dass wir Probleme haben, haben wir einen Plan gemacht.
Wir haben mehr Gewächshausfläche.
Und wir haben schnell Chinakohl gepflanzt.
Aus den Gewächshäusern soll es diesen Winter viel Frisches geben.
Zum Beispiel Salate, Blattkohl und andere Überraschungen.

Zusammenfassung:
Wir haben keinen Kopfkohl, Rosenkohl, Superschmelz, Wirsing und Steckrüben.
Aber wir haben genug Porree, Knollensellerie, Grünkohl und schwarzen Rettich.
Es gibt sehr viel weniger Möhren, Rote Bete und Kürbisse.
Aber dafür gibt es mehr Salate und Blattkohl aus dem Gewächshaus und Chinakohl im Herbst.

(Dieser Text wurde übersetzt mit einfachesprache.xyz)

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